Ralf Schumacher, sein Coming-out und die Reaktionen: Warum die Aufregung? (2024)

Ralf Schumacher ist schwul. Der frühere Formel-1-Pilot machte die Liebe zu seinem Lebensgefährten Étienne öffentlich. Ein Mann hat sein Coming-out. So weit, so normal im Jahr 2024.

Ja und nein.

Ja, es sollte normal sein.

Aber nein, es ist immer noch keine Normalität. Die Gründe: Schumachers Prominenz, seine Geschichte, der Leistungssport und der Machismo der Formel 1.

Herzen und Liebe

Schon allein die Aufmerksamkeit, die Schumacher auslöste, war alles andere als normal: Innerhalb von rund 24 Stunden sammelte sein Instagram-Beitrag mehr als 450.000 Likes. Das Foto zeigt Schumacher Arm in Arm mit seinem Partner. Dazu schrieb der 49-Jährige: »Das Schönste im Leben ist, wenn man den richtigen Partner an seiner Seite hat, mit dem man alles teilen kann 🙏«

CNN, der britische »Guardian« und zahlreiche weitere internationale Medien berichteten. Beim SPIEGEL zählte die Meldung zu Schumachers Coming-out zu den meistgelesenen Texten des Tages. Das öffentliche Interesse war immens.

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Zahlreiche Prominente meldeten sich zu Wort, überwiegend positiv.

»ICH LIEBE EUCH BEIDE SO SEEEEHHHHHR«, kommentierte etwa TV-Promi Carmen Geiss, eine langjährige Freundin Schumachers. »Du hast den besten Partner Etienne den man sich nur vorstellen kann. Nach 2 Jahren könnt ihr endlich eure Liebe der Welt zeigen.« In einem eigenen Post schrieb Geiss außerdem: »Sein Outing ist nicht nur ein persönlicher Triumph, sondern auch ein Zeichen dafür, dass er endlich in der Lage ist, seine wahre Identität zu leben und zu lieben, ohne Angst oder Scham.« Schumacher teilte den Beitrag.

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Glückwünsche von Sohn David

TV-Moderatorin Laura Wontorra kommentierte: »Love wins 🩷« und Moderator Giovanni Zarrella schrieb: »So schön. 🩷#amorepersempre«. Influencerin Louisa Dellert postete unter Schumachers Beitrag: »Wie schön!! Alles alles liebe 🩷« Andere Promis wie Moderator Jan Böhmermann, Influencerin Caro Daur oder Sänger Bill Kaulitz ließen Herzen da. Sänger Ross Antony schrieb: »Lass die Liebe Liebe sein«.

Schumachers 22 Jahre alter Sohn David schrieb: »Es freut mich sehr, dass du endlich jemanden gefunden hast, bei dem man wirklich merkt, dass du dich sehr wohl und geborgen fühlst, egal ob Mann oder Frau.« Und: »Ich stehe zu 100 Prozent hinter dir Papa und wünsche euch alles Gute und herzlichen Glückwunsch.🍀😇«

Andere aber störten sich an Schumachers Coming-out und meinten, das öffentlich äußern zu müssen. Linkenpolitiker Dietmar Bartsch etwa schrieb auf der Plattform X: »Warum am Tag des EM-Endspiels, des Wimbledon-Finals? Normalität bitte, nicht ›zelebrieren‹«. Nach Kritik löschte der Bundestagsabgeordnete den Post. Er sei falsch gewesen, sagte er dem »Tagesspiegel«, der ihn mit seiner Aussage konfrontiert hatte. »Jede und jeder kann sich, wann immer er oder sie will, outen«, so Bartsch. »Ich sollte nicht direkt nach einem Endspiel der Fußball-EM twittern.«

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Der ehemalige Bundesliga-Schiedsrichter Manuel Gräfe gab Schumacher nachträglich Ratschläge. »Nein, Jahre zu spät und vorher unter falschen Voraussetzungen geheiratet. Ehrlichkeit von Anfang an wäre der richtige und aufrichtige Weg.« Einige Personen hätten bereits während Schumachers aktiver Karriere von seiner hom*osexualität gewusst.

Nach Kritik an seinen Äußerungen löschte Gräfe die Beiträge. Er habe das nicht »menschenverachtend gemeint«, Schumachers Coming-out sei »völlig normal+natürlich jedem selbst überlassen«.

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So viel Aufmerksamkeit, so viele Likes, Herzen und Kommentare: Dass Schumachers Coming-out so viele Menschen berührt, dafür gibt es mehrere Gründe.

Zum einen wäre da natürlich Schumachers Prominenz, viele kennen ihn als den Bruder von Michael Schumacher, als den ehemaligen Formel-1-Piloten, der sonntags im Williams durch ihr Wohnzimmer fuhr.

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Tabuthema im Leistungssport

Und da wäre schon der nächste Grund, warum Ralf Schumachers Coming-out besonders und eben nicht normal ist. Schumacher kommt aus dem Leistungssport, in dem hom*osexualität immer noch viel zu häufig ein Tabuthema ist, gerade in der von Männern dominierten Formel 1. Der SPIEGEL schrieb noch 2018 von der »Machowelt Formel 1«, in der es kaum mal eine Pilotin in ein co*ckpit schafft. »Niemand will von einer Frau überholt werden«, hieß es. Möglich, dass der eine oder andere Fahrer dasselbe über einen schwulen Kollegen gedacht hätte.

Der frühere Formel-1-Pilot Sebastian Vettel etwa sprach 2022 bei »attitude« auch davon, dass er indirekt hom*ophobie in der Formel 1 erlebt habe. Von dieser Kultur wurde Schumacher in seiner aktiven Zeit zwischen 1997 und 2007 geprägt. Nun bricht er mit ihr.

Zak Brown, CEO von McLaren Racing, kommentierte Schumachers Coming-out nun schlicht mit: »Großartig 👍«. Und auch Mercedes-Chef Ola Källenius gratulierte Schumacher laut »Auto Bild«.

Ein weiterer Grund für die große Aufmerksamkeit dürfte Schumachers vorherige Ehe sein. Der heute 49-Jährige war bis 2015 mit Cora Schumacher verheiratet, die beiden sind Eltern von David. Schumacher führte also jahrelang eine öffentlich bekannte heterosexuelle Beziehung. Das macht sein Coming-out nun für viele Außenstehende zu einer Überraschung.

Ralf Schumacher, sein Coming-out und die Reaktionen: Warum die Aufregung? (7)

Dass öffentliche Äußerungen wie von Freundin Carmen Geiss nahelegen, dass Schumacher seine hom*osexualität lange geheim gehalten hat, trägt zum Interesse bei. Schumacher selbst sagte Sport1: »Für Familie und enge Freunde war es keine Neuigkeit, sie wussten seit Langem Bescheid. Es waren aber mittlerweile eine Menge Leute involviert. Ich wollte deshalb selbst mit der Nachricht raus.«

Schumacher freute sich über die positiven Nachrichten. »Herzlichen Dank für die zahlreichen Glückwünsche und Kommentare. Wir sind sehr glücklich und danken euch allen😊🙏«, schrieb er bei Instagram.

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Und er weiß auch schon, wie er mit der neuen Aufmerksamkeit um seine Person umgehen möchte: Er will sie ignorieren.

»Für Ralfs Familie hat das Privatleben oberste Priorität und ist wie bisher Privatsache«, teilt ein Sprecher der Familie der Nachrichtenagentur dpa mit: »Weder sein Partner Étienne, noch Ralf und sein Sohn David werden sich über das Gesagte hinaus derzeit weiter äußern. Wir bitten die Privatsphäre aller auch weiterhin zu respektieren.«

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